"Ein Bau und seine Epoche"

Der Präsidialbau in Bayreuth - Jugendstil in Oberfranken

   

Das Präsidialgebäude der Regierung von Oberfranken in Bayreuth ist ein herausragen- des Zeugnis der Baukunst um 1900. Aus Anlass des 100-jäh- rigen Jubiläums seiner Errich- tung hat die Regierung von Oberfranken eine Ausstellung konzipiert, die zunächst in Bayreuth, dann in weiteren Städten Oberfrankens zu sehen war. 

Nunmehr wird sie vom Treffpunkt Architektur der Bayerischen Architektenkammer in Nürnberg gezeigt. 

Die Ausstellung gibt Anregung, den Blick auf Geist und Formen jenes Fin de siècle zu lenken und soll vor allem Interesse dafür wecken, dass und wie sich der Zeitgeist in der Architektur manifestiert.

Das Bemerkenswerte am Präsidialgebäude ist, dass es Ausdruck einer geschichtsträchtigen und vielschichtigen Epoche ist, die unterschwellig eine Umbruchszeit war, welche sich in Architektur und Kunst als interessantes Spannungsfeld zwischen Historismus und Jugendstil kundtat. Seine Fassade, noch dem Historismus verhaftet, zeigt neubarocke Elemente, trägt aber auch deutliche Züge und Formen des Jugendstils. 

 

Im Inneren birgt das Haus Kleinodien der Innenarchitektur. Ein herrliches Treppenhaus emp- fängt den Besucher. Drei Jugendstilräume sind Schöpfungen bedeutender deutscher Architekten: So stammt der Landratssaal von dem Kgl. Bayer. Professor Martin Dülfer, der Entwurf des Empfangszimmers von dem Kgl. Bayer. Professor Franz Rank und das Arbeits- zimmer des Regierungspräsidenten von Bruno Paul, dem berühmten Jugendstilkünstler. Jeder einzelne Raum ist ein für die Jugendstilzeit typisches Gesamtkunstwerk und von höchster handwerklicher Qualität. 

 

Der Präsidialbau ist eine vorzügliche Leistung der Bayerischen Staatshochbauverwaltung in einer Zeit, in der rege Bautätigkeit herrschte und von der eine ganze Reihe großartiger und repräsentativer öffentlicher Bauten heute noch kündet, die zunehmend ins Blickfeld rücken. 

 

Die drei Jugendstilräume waren im Jahre 1904 auf der Weltausstellung in St. Louis, USA, ge- zeigt worden, hatten dort die Leistungsfähigkeit des deutschen Kunsthandwerks repräsentiert und hohe Auszeichnungen erhalten. Sie konnten erst nach ihrer Rückkehr aus den Vereinigten Staaten im Jahre 1905 in Bayreuth eingebaut werden. 

 

Die Ausstellung macht einerseits aufmerksam auf dieses bedeutende Baudenkmal und stellt andererseits herausragende zeittypische Architektur und Kunstformen daneben - zur Veranschaulichung der vielschichtigen Stilepoche. 

 

Hier wird ein Eindruck vermittelt von der Weltausstellung in St. Louis 1904, auch die "Prinz- regentenzeit" thematisiert, für die der Luitpoldbrunnen in Kulmbach als Monument im öffentlichen Raum typisch ist. Jugendstilbauten in Coburg, verschiedene Erlwein-Bauten und das würdevolle Zentraljustizgebäude in Bamberg gehören in diesen Kontext. Ein Glanzpunkt ist die Lutherkirche in Bad Steben mit einer reizvollen Ornamentik. Zugleich ist sie wohl die erste Kirche Deutschlands, deren Innenraum zur Gänze in Eisenbeton hergestellt ist. Die Serie klingt aus mit einer Hommage an das Porzellan und die Porzellanplastik, die in Oberfranken auch in der Jugendstilzeit in hoher Blüte standen. 

 

Die Ausstellung im Rathaus, Theresienstraße 7, Nürnberg, ist von Dienstag, 20. September, bis Freitag, 7. Oktober 2005 für die Öffentlichkeit zu besichtigen. 

Öffnungszeiten: Montag mit Donnerstag: 7.00 bis 16.30 Uhr; Freitag: 7.00 bis 15.30 Uhr.

 

 

 

05.09.2005

 

 

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